vatersein

einen guten kontakt zum kind - teil einer soldatischen erziehung - ein kind hat mit drei jahren die basis für sein leben gebaut - teil der kulturellen vereinbarungen zwischen männern und frauen - es gibt eine trennung der lebens- und arbeitswelt - väter sind die anlaufpunkte für kinder - selbst - bewußt- sein erlangen kinder - vatersein ist endlich

vater-werden eröffnet einen neuen lebensabschnitt im leben von männern. er bedeutet veränderung der weltsicht und sollte es auch ermöglichen. es ist purer unsinn, diese lebensstufe zu ignorieren.
sie enthält lebensaufgaben, die männer reicher machen, nicht zwangsläufig im materiellen sinn. männer können in ihrem vatersein eigene anteile an sorge, fürsorge, zärtlichkeit, behutsamkeit entdecken und die fähigkeit grenzen zu ziehen, konflikte auszutragen und zu gewinnen oder zurückzustecken. es werden ihre eigenen männlichen anteile. sie können in neugier auf die welt staunen lernen.
ein vater macht mit seinem sein die kinder reicher. kinder lernen leben in beziehungen. sie brauchen verbindungen zu erwachsenen, um sich zu entwickeln. sie lernen sich bewegen, sie lernen sprechen, sie lernen lieben und kämpfen, konflikte lösen, grenzen beachten und es ist ureigenste aufgabe der kinder, diese grenzen auszureizen. ihre eigenen menschlichen grenzen zu erfahren, zu begreifen.
in diesem wort steckt greifen, anfassen, berühren, menschen lernen körperlich, kinder sehen mit allen sinnesorganen. als kleinkinder auch mit dem mund.
sie gehen ihren weg, er ist in ihnen vorbestimmt, in einer blaupause eingeschrieben. als erwachsene haben wir die aufgabe, sie zu unterstützen diesen weg zu gehen.

es ist z.B. möglich, die schreie eines säuglings zu unterscheiden, zu hören, ob er oder sie hunger hat, wütend ist oder schmerz empfindet. diese fähigkeit fordert einen guten kontakt zum kind. er wird über den körper hergestellt.
zur mutter hat das neugeborene einen urkontakt, der möglicherweise durch die geburt durcheinander gerät und durch einen direkten haut-haut-kontakt wieder hergestellt wird. ankommen auf der lichten, lauten welt ist ein lebensnotwendiger schock für die menschen. so wie dieses ankommen gestaltet wird, gestaltet sich auch ihr späterer kontakt zur welt, voller vertrauen oder immer mit dem gefühl, alles ist gegen mich. dieses urgefühl der welt gegenüber bestimmt auch in späteren zeiten unserern stand in der welt. der mensch kann auch wieder vertrauen lernen, sich selbst vertrauen, den eigenen fähigkeiten und leistungen.
leben ist ein geschenk und geschieht. alles geschieht einfach und menschen geben diesem geschehen eine bedeutung, gut oder schlecht.

viele jahre wurde neugeborene nach der uhr gestillt, nicht nach ihren bedürfnissen. diese urabstimmung auf ein technisches gerät und einen fiktiven willen ist teil einer soldatischen erziehung mit der botschaft: du bist nicht wichtig, andere bestimmen dein leben. glücklicherweise setzten sich andere menschliche geburtsituationen immer stärker durch.

kinder sind die zukunft einer gesellschaft und die ignoranz der bedürfnisse von kindern bedeutet eine ignoranz der eigenen zukunft gegenüber. die anwesenheit der väter im alltag der kinder ist lebenswichtig.
man(n) kann es genießen, mit den kindern die welt entdecken, alles ist neu und erhält durch kinderaugen und -hände neue bedeutungen. ein stock wird zum flugzeug, eine wolke zum schwein, ein baum spricht. kinder wissen alles, du kannst nichts verbergen, du kannst dich nur selbst belügen und die kinder damit verunsichern.
ein kind hat mit drei jahren die basis für sein leben gebaut
. es ist sozusagen fertig damit, seinen stand in der welt zu bestimmen. auf diesem fundament baut es sein leben auf. selbstverständlich sind veränderungen möglich, doch die prägung ist vollzogen. veränderungen brauchen zeit und energie.
in dieser prägung ist auch der kontakt zum vater markiert. es ist aufgabe des vaters, diese prägung aktiv zu gestalten, da zu sein, in den kontakt mit dem kind zu treten. in kontakt treten meint, sich zeit nehmen, lebenszeit zu schenken.
und nur das. ein kind hat keine beziehung zu materie, zu geld und reichtum, es ist ihm egal, was ein auto kostet, es ist ein soziales-biologisches wesen, mit ebensolchen bedürfnissen. gleichzeitig gibt es auch bedürfnisse die materiell gestillt werden müssen: gesunde nahrung, musikalische erziehung, diverse förderungen. es ist eine gesellschaftliche aufgabe, diesen widerspruch zwischen einer materiellen absicherung durch einen arbeitsalltag und ausreichend zeit für kinderbegleitung durch die väter zu entschärfen. kinder brauchen die väter im alltag. das fehlen der väter und männer wirkt sich bei jungen und mädchen aus, es wird zu einem "normalzustand". dieser normalzustand wird von generation zu generation weitergegeben. fehlen die väter, dann halten ersatzfiguren aus den medien oder der phantasie diese stellung.

teil der kulturellen vereinbarungen zwischen männern und frauen ist eine arbeitsteilung zwischen innen und außen. traditionell gehen väter arbeiten und mütter bleiben zu hause bei den kindern. diese tradition reicht nicht sehr weit in die geschichte zurück, da kinder bis zum beginn der industriellen revolution in gemeinschaften groß wurden. diese gemeinschaften waren keine großfamilien, wie romantiker annehmen könnten, sondern die dorfgemeinschaften. die kinder konnten sich aus den bewohnern die menschen heraussuchen, die ihnen gaben, was sie brauchten und sie wurden miteinander groß. sie haben leben am leben gelernt. nach den großen kriegen des letzten jahrhunderts entstanden insbesondere in der DDR kinderkrippen und kindergärten, die beiden eltern eine teilnahme an der arbeitswelt ermöglichte. inzwischen hat jedes kind ein recht auf einen kindergartenplatz.
erziehungspläne richten sich oft nach anforderungen, die ein kind für ein arbeitsleben braucht. klingt möglicherweise etwas vermessen, bei genauerer betrachtung wird es so sein, denn arbeit ist doch unser aller ziel, auch wenn es immer weniger menschen erreichen können und der kampf um arbeit immer absurdere züge annimmt.
je früher ein kind gefördert wird, um so größer sind scheinbar die chancen, später einen guten arbeitsplatz zu bekommen, an dem auch entsprechend viel geld hängt. dahinter steckt allerdings die gefahr, dass eine ganzheitliche menschliche entwicklung auf der strecke bleibt, ein eigenes ausprobieren, ein sich selbst-kennen-lernen, was schlussendlich auch in einem entsprechenden selbstwertgefühl mündet. hier liegen mögliche ursachen für eine wenig ausgebildete innensicht: kinder orientieren sich von vornherein an äußeren anforderungen und leistungsmasstäben.
es gibt eine trennung der lebens- und arbeitswelt. beide handeln bzw. funktionieren nach anderen gesetzen und bedingungen. lebenswelt wird durch menschliche entwicklung bestimmt, durch ein wachsen des lebens von der eizelle bis zum tod und möglicherweise darüber hinaus. die arbeitswelt richtet sich nach den geldmarktprinzipien: nach mehr, mehr, mehr, vollkommen egal wofür eigentlich. geld können wir nicht essen.
insbesondere in der mittelschicht werden die elternpflichten und -rechte zwischen müttern und vätern ausgehandelt. väter nehmen verstärkt an der elternzeit teil. obwohl es immer noch mit unwürdigkeit behaftet ist und in der arbeitswelt scheel betrachtet wird. in diesem lebenszustand kann mann eine neue welt entdecken, die bisher nur frauen vorbehalten war. sie treten aus der tretmühle der lohnarbeit aus und in die helle, lebensnahe welt der kinder ein. UND habt ja kein schlechtes gewissen!
möglicherweise werden junge väter, die ihr vatersein bewußt leben, so scheel angesehen, weil in unserer kultur ein gemeinschaftliches leiden normal ist, kopf runter und schuften. menschen mußten mit zum teil sehr drastischen mitteln zur heutigen form der lohnarbeit erzogen werden. diese mittel werden in verschiedenen agenturen immer noch angewendet und aus der versenkung geholt.
andererseits hat arbeit dieses kriegszerstörte land wieder aufgebaut. nun ist es aufgebaut.

väter sind die anlaufpunkte für kinder, wenn sie sich von der mutter lösen und sie lösen sich, wenn sie von der mutter wegkrabbeln, wenn sie weglaufen, um ihre welt zu entdecken. laufen lernen von der mutter zum vater hat genau diese bedeutung. fehlt der vater, laufen kinder ein leben lang irgendwo hin. kinder brauchen dichte beziehungen zu erwachsenen um sich zu identifizieren, um leben zu lernen, nach zu ahmen. dichte beziehungen sind die voraussetzung für spätere ablösungsprozesse, für selbst-bewußt-sein. dieses selbstbewußtsein ist meines erachtes nach DIE basis für ein bestehen des lebensweges. die gesellschaft verändert sich rasant, identitäten müssen immer wieder neu hergestellt und ausbalanciert werden. neue arbeit, neue wohnung, neue beziehungen... die welt ist globaler geworden. ddr-bürger wurden europa-bürger. phantastisch und verunsichernd. manche sind an der größe gescheitert.

selbst - bewußt- sein erlangen kinder in dem sie selbst und bewußt ihr sein erforschen können. dafür brauchen sie zeit und unterstützung. einen vater z.b. der ihnen den rücken freihält, der sie ihren weg gehen läßt, sie tröstet, wenn sie gefallen sind. leben ausprobieren lernen. laufen lernen kann ein leben lang anhalten, laufen, springen, hinfallen, aufstehen, weiterlaufen, fehler machen und lernen. fehler sind per se nichts falsches. bei einem fehler entspricht das ergebnis nicht den erwartungen: es ist etwas so geworden, wie es sein konnte, genau in diesem moment. die vorstellungen waren andere. das meiste kann erneut probiert werden und kindheit ist DAS probierstadium. es sollte straffrei bleiben, denn es gibt keine fehler, nur falsche vorstellungen und überhöhte erwartungen der erwachsenen. väter sollten ihren kindern den rücken stärken, ihnen in konfliktsituationen beistehen, sie nur vor lebensgefahr bewahren. kinder haben ein eigenes gefühl für gefahr und ihre fähigkeiten, wenn sie dieses gefühl von anbeginn ihres lebens entwickeln können. sie testen die grenzen aus, die sie überwinden können, erst klein und kleiner und mit wachsenden körperfähigkeiten auch größer. unfälle passieren eher in situationen, in denen die verantwortungen nicht klar sind, wenn erwachsene sagen: pass auf, dass du nicht fällst. das wort "nicht" wird vom gehirn nicht wahrgenommen.

väter spielen anders mit den kindern, sie sind aggressiver, toben mehr herum. dabei lernen kinder körperkoordination und beweglichkeit und den umgang mit sieg und niederlage, sie lernen kämpfen. sie lernen unterscheiden zwischen kämpfen und rückzug.
väter bringen kindern den umgang mit werkzeugen bei, mit hammer und nagel, mit feuer.

väter sind für kinder lebenswichtig, sie füllen den kindern den männlichen teil der seele und des körpers.

vatersein ist endlich. wenn kinder erwachsen sind, ist der vater als solcher entlassen. er kann verstärkt mann sein, seine bedürfnisse erfüllen. das vatersein hat ihn beschenkt mit einem reichtum an lebenserfahrungen, die ihn auch als mann anders im leben stehen lassen.