Interpretation Wenn du mit einer Jungfrau Seite an Seite liegst, wirst du sterben. - Der Vater bringt den Jungen in den Wald - Initiationsriten - Der Junge, das Kind stirbt, wenn er mit einer Jungfrau schläft - Mutter und Vater weinen - der alte Jäger - Nun, das ist kein Problem - Die Eidechse und das Feuer - Wird es jemand schaffen, die Eidechse aus dem Feuer zu holen - Schwellenraum - Töte die Eidechse und der Jüngling und die junge Frau werden leben. - Der Junge muss die Eidechse töten -der Zustand des Mutter-Seins ist auf eine bestimmte Lebenszeit begrenzt - Lilith - Blaupause des Lebens - Eine Frau opfert sich doch auf für die Familie - Vater-Kind-Beziehungen - Ein gutes Verhältnis zur Aggression - Ein Schwert ist ein Symbol der Entscheidung Das Märchen handelt von Initiation, von Leben und Tod. Sein Sinn ist die Beschreibung einer wichtigen Lebensphase, die in unserer Kultur eher irgendwie und irgendwo geschieht. Selten mit der Bewusstheit des Sterbens und der Geburt, des direkten Zusammenhangs von Tod und Leben. In diesem Märchen geschieht etwas sehr wichtiges. Der Vater kommuniziert mit dem Jungen zum Thema männliche Sexualität. Er weiht ihn ein: " Wenn du mit einer Jungfrau Seite an Seite liegst, wirst du sterben." "Ein Schwert wird sich in mein Herz bohren." ist der Satz des Jungen. dieser Schmerz bedeutet den Tod des Kindes in ihm. Danach wird er ein Mann sein. Der Junge, das Kind stirbt, wenn er mit einer Jungfrau schläft. Das ist der gute und natürliche Vorgang. Die Ausübung von Sexualität markiert einen, wenn nicht sogar den Schritt in die Erwachsenenwelt. In einer Zeit von Pille, Kondom und straffreier Möglichkeit der Abtreibung, wird diesem Schritt die Größe und Macht der Verantwortungsübernahme genommen. Schlussendlich stellt sich die Frage, ob ein Junge wirklich bereit ist, Vater zu sein, ebenso wie ein Mädchen Mutter werden kann. Der Junge stirbt und bleibt auch erst einmal im Tod. Mutter und Vater weinen, sie sind rat- und hilflos ... Die junge Frau geht in den Wald und holt einen alten Jäger, einen Weisen, der Bescheid weiß über den Tod und das Leben. Für einen Jäger gehört Töten zum Alltag, ein Töten in Achtung vor der Kreatur und dem Tod: " Nun, das ist kein Problem." Der Tod ist kein Problem für ihn! Nun tritt die Eidechse in die Handlungsmitte des Märchens. Die Eidechse und das Feuer. Feuer ist eines der Urelemente, es wärmt und verwandelt, es kann töten und zerstören. Feuer ist ein Werkzeug der Schamanen, es verbindet die Erde und den Himmel. Es trägt Botschaften und Gebete in das Universum. Auch die Eidechse ist ein altes Symbol. In verschiedenen Mythologien ist sie ein Symbol für dunkle Kräfte, für Hexen und Drachen. Als symbolische kleine Drachen sind sie vertraut mit dem Feuer. Eidechsen sind Lebewesen, die sich in Jungfernzeugung vermehren können. Aus den Eiern schlüpfen dann allerdings nur Weibchen. Der Junge-Mann-im-Tod wird in die Gemeinschaft des Dorfes zurück gebracht, ein Holzstoß wird errichtet und der Junge-Mann-im-Tod darauf gelegt. Dieser Bann kann auch als Schwellenraum betrachtet werden. Ein Schwellenraum ist ein zeitlich-seelisch-körperlicher Zustand, in dem ein Lebensabschnitt beendet wurde und der nächste noch nicht begonnen hat. Er kann von kurzer Dauer sein oder auch jahrelang anhalten. Manchmal bleiben Menschen im Schwellenraum stehen-hängen-liegen. Ihre Weiterentwicklung wurde durch traumatische Erlebnisse gebannt (in der ganz ursprünglichen Bedeutung des Begriffes), als sie sich im Schwellenraum aufhielten. Das Märchen scheint glücklich zu enden, doch nun kommt die große Frage und Aufgabe, die unbeantwortet bleibt. Sie muss allerdings gelöst werden, es gibt keine Nichtlösung. Egal was der junge Mann tut, es geschieht etwas. " Töte die Eidechse und der Jüngling und die junge Frau werden leben. Aber die Mutter wird sterben. Töte die Eidechse nicht, und Mutter und Sohn werden weiterleben, aber die Jungfrau wird sterben." Die Mutter muss es ertragen, mit ansehen, sie hat keine Macht mehr. Unvorstellbar in unserer christlichen Kultur, mit der heiligen Mutter Maria als fast einzigem Mutter-(Frauen)vorbild. Lilith wurde ja schon vor Jahrtausenden verbannt und dämonisiert. Und gleichzeitig ist dieser Schlag so notwendig, um Klarheit in Beziehungen zu bringen, Klarheit in die Generationen, die durch die letzten Kriege und den "Softie der Sechziger" gewaltig durcheinander gewirbelt wurden. Muttersöhne en masse, die nicht "in ihrer Kraft" sind, die nicht in der Lage sind, ihre Frau zu finden, die ihre Kinder nicht halten können, die weiterhin einen dicken Draht zu Muttern haben, obwohl sie meilenweit weg wohnen und eigene Familien haben. Interessant ist die Frage, ob diese Thematik irgendwie relevant ist, wie viele Mutter-Sohn-Beziehungen existieren. Nach Auskunft des Sächsischen Landesamtes für Statistik leben 15% der Jungen in Sachsen bei alleinerziehenden Müttern und etwa 30% aller alleinlebenden Kinder über 27 Jahre leben bei ihren Müttern. Diese Kinder sind oft junge Männer. Die Ablösung von der Mutter ist für die jungen Frauen allerdings ebenfalls notwendig. Weshalb? In jedem Menschen steckt ein eigener Lebensplan, eine Blaupause. Mit diesem Lebensplan wurde er geboren. Er bestimmt seine Entwicklung und reibt sich an den Erfordernissen des Alltags. Diese Erfordernisse sind zur Zeit geprägt von dem Streben nach Geld. Um Geld zu haben braucht man(n) und frau Arbeit, um Arbeit zu haben braucht es Ausbildung und diese muss sehr früh beginnen. Diese Sichtweise hat zur Folge, dass die Seelen der Kinder noch im Sandkasten sitzen, wenn die Körper und Köpfe der Erwachsenen schon weit oben auf der Karriereleiter stehen und Geld verdienen. Die Einheit von Körper und Seele wird gespalten. Die Auswirkungen spüren wir gerade in der aktuellen globalen Krise. Es geht nicht um Geld, sondern um eine Verzerrung von menschlichem Leben nach Erfordernissen des Geldmarktes. Diese Verzerrungen führen zu Krankheiten, seelischen Einsamkeiten, zerstören soziale Netzwerke und tragen so zu den Verzerrungen und Verwischungen der Generationengrenzen bei. Die Erfordernisse einer menschlichen Entwicklung von der Eizelle bis zum Tod werden pervertiert bzw. geraten vollständig in Vergessenheit. Menschen geben immer mehr Fähigkeiten an Maschinen ab und bleiben dadurch in kindischen Zuständen. Konsumieren ist ein kindischer Zustand und weit weg von erwachsenem, verantwortungsbewusstem Handeln. Menschen haben mit ihren Händen große Kunstwerke geschaffen und möglicherweise auch die Pyramiden einfach so, ohne außerirdische Hilfe. Sie konnten es einfach. Die Erfordernisse des Lebens erzeugen Vielfalt und Buntheit, die Erfordernisse des Geldes Banalitäten, Einförmigkeit und Grau. Phantasia stirbt. Doch gerade Phantasie ist eine zu tiefst menschliche Fähigkeit. Diese Verzerrungen wirken auch in den Generationengrenzen. Mütter und Frauen erziehen in diesem Land Kinder, sie tragen den Hauptteil, die Hauptlast. Es ist ihr Anteil in den kulturellen Vereinbarungen zwischen Männern und Frauen. Das Männer ihr Vatersein leben können, nimmt zu. Allerdings immer noch sehr marginal. Ein Mann der ernsthaft Vatersein lebt, d.h. seine Kinder über die Erfordernisse des Arbeitsalltags stellt, wird als Verräter betrachtet. Von den Geschlechtsgenossen und Vorgesetzten, da er aus der Malocheschiene austritt und von denjenigen Frauen, die immer noch erwarten, dass Männer das Geld nach Hause schaffen und ihren Lebensunterhalt verdienen. UND es ist für Kinder und die Väter sehr erfüllend und bereichernd, wenn die Väter diese Lebensphase ausfüllen. Allerdings braucht unsere Gesellschaft Frauen (und Männer), die zu ihrer eigenen Lebensenergie, zu ihrer Lebenslust und ihrer Sexualität stehen. Das Leben braucht sie, die Spiralgänge des Lebens und ihre Töchter und Söhne und ihr Mann. In den Verwaschungen der Generationsgrenzen bilden sich auch Verzerrungen der Sexualität heraus. Ein Sohn, der zu nah bei der Mutter aufwächst, ist ob seiner Liebe und Körperlichkeit möglicherweise gebannt, wenn er in die Pubertät eintritt. Einige dieser jungen Männer können ihre Sexualität nicht ausprobieren und leben, da sie ja schon eine "Frau" haben. Andere leben ihre Sexualität, allerdings ohne die Möglichkeit einer intensiven Nähe-Erfahrung, auch aus dem selben Grund. |
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ihre meinung: |