prayer for a young man - gebet für einen jungen mann

die ausstellung und dieser text nehmen bezug auf verschiedene, im allgemeinverständnis negative aspekte eines lebens oder einer gesellschaft, die auch mit sogenannten "negativen" gefühlen verbunden sind:
wut, trauer, verlust, krankheit, tod. die wertung gut oder schlecht ist rein menschlicher natur: dem leben fehlen diese attribute. alles was geschieht, hat einen sinn und wir menschen können daraus erfahrungen ziehen und verändern, bewußt verändern.
träumen, bewußtsein entwickeln, wahrnehmen sind menschliche eigenschaften. wir sind keine götter und keine tiere und haben doch von allem etwas, von den göttern unterscheidet uns insbesondere unsere verletzlichkeit und sterblichkeit und doch verändern wir in unserer kurzen lebenzeit in jeder minute diese welt, eine entscheidende frage ist, wie tun wir dass; für oder gegen das leben.
zur zeit tun wir es meist gegen das leben: tiere und pflanzen sterben aus, wir holen uns jeden tag gewalt in die köpfe, über nachrichten, filme ...
unser wahrnehmungsfocus ist auf den tod gerichtet. daraus kann man schlussfolgern, das wir keine angst vor dem tod haben, sondern vor dem leben. die entscheidung, eine partnerschaft in der kinder leben zu beenden, möglicherweise noch im streit, bedeutet eine entscheidung für den tod. diese partnerschaft weiterzutragen, darum zu kämpfen, sie zu gestalten, schweres auszuhalten, um dann wieder im licht zu sein, bedeutet das leben zu gestalten. das ist erheblich schwerer und nicht so "heldenhaft". anerkennung gibt es immer wieder für ein aushalten von leiden und die wahl des todes. die großen holywood-streifen bedienen diese klischees und unterstützen diese vorstellungen.
gebet für einen jungen mann ist ein projekt, das auf den erfahrungen meiner langjährigen jungen- und männerarbeit aufbaut.




diese jahre haben mir einen blick ermöglicht, der inneres und äußeres verbindet. insbesondere die auseinandersetzung zwischen äußeren anforderungen, allgemein gängigen missachtungen als mann und vater, eigenem biografischem erleben und inneren vorstellungen und wünschen haben mein männerbild in dieser zeit sehr verändert:
aus einem feministisch geprägten anspruch, das männer verändert werden müssen, weil sie ja "sooo schlecht" sind, wuchs nach vielen jahren, die entscheidung, mich neben die männer zu stellen und meinen mann zu stehen, mit dem was mir gott in die wiege gelegt hat: künstler sein.
gleichzeitig war in dieser zeit ein erfarungsschatz gewachsen, den ich gern teilen will, da er in dieser gesellschaft wirkt, meist unbemerkt und oft falsch interpretiert:
wenn ein baum an den wurzeln krank ist, ist er auch in der krone krank und wir können immer wieder kosmetisch agieren. wurzelarbeit ist anstrengender und viel intensiver und insbesondere wirkungsvoller, weil die krone ganz von sich aus gesund wird.
diese erkenntnis läßt sich auch in das zusammenleben mit kindern und partnern übertragen. kinder als krone des familienstammbaumes tragen die symptome der kranken wurzeln, der traumata und erfahrungen der eltern. ich habe persönlich und als einzelfallhelfer immer wieder erlebt, dass eine arbeit nur sinn macht, wenn sich die eltern bewegen. die kinder ziehen allein hinterher.
und wenn ich in dieses konzept noch die idee einbringe, dass sich kinder die eltern aussuchen, um vorhergehende erfahrungen zu bearbeiten, dann sind wir beim thema "selbstverantwortung" angekommen.

wir leben seit 60 jahren ohne militärische kriege, zumindest in kerneuropa. ....