Jeder Mensch hat einen Vater.
Was ist das: Vater?
Vater-Sein ist ein neuer Lebensabschnitt, der mit der sexuellen Zeugung von Kindern beginnt und mit ihrem Erwachsen-Sein endet. Wann dieser Zeitpunkt da ist, ist weniger eine Frage des Alters, als von einem gemeinsamen Beziehungsstand. Wie gestaltet sich diese Beziehung? Eine Antwort verbindet sich mit der Sicht auf das Kind. Ist es Dein Kind, dein Eigentum, dem du deine verpassten Lebenschancen, deine Erziehung aufdrängst?
Oder ist das Kind ein Ergebnis der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst (Khalil Gibran). Bist Du bereit, ihn oder sie zu sehen, ihm das zu geben, um was es dich bittet, um Deine Liebe? Liebe meint Beziehungen aufzubauen und zu gestalten, Erfolge zu haben, am Krankenbett eines Kindes zu sitzen, ihm Rad fahren beizubringen, zu verzweifeln, aufzugeben, Himmel zu sehen und Dunkelheit, .... Deinem Kind Deine Lebenszeit zu schenken.
Ein Vater hat existentiell wichtige Aufgaben in der Begleitung von Kindern, z.B. deinem Kind den Rücken zu stärken,
Anlaufpunkt bei Ablösungsprozessen von der Mutter zu sein. Ein Kind lernt sich abzulösen, wenn es von der Mutter wegkrabbelt. Bist Du bereit, Deine Lebenspläne beiseite zu legen, dich einzulassen? Einlassen auf ein neues Erdenwesen, das dich aus Deiner Bahn werfen wird, dir seine Liebe mitbringt, eine Liebe, die wir alle einmal in uns trugen. Es wird dich in Deine Schmerzen bringen und dein Glück. Das wirst Du wissen, wenn ihr durch seid, wenn es durch die Tür geht: Tschau, alter Mann!

Scheidungen und Lebensgemeinschaften, Patchwork-Familien sind ein Ergebnis gesellschaftlich-kulturellen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Trennungen gehören zur Normalität und lösen immer wieder massive Traumata aus. Väter können sich nicht wirklich von den Kindern trennen, niemals. Es ist eine Lebensaufgabe, diese gemeinsame Verbindung, die auf Liebe beruht, zu gestalten.
Leben windet sich in Bahnen, stirbt, wird neu geboren, bleibt stehen, strömt weiter, fällt einen Wasserfall hinab.
In unserer Kultur fehlen die Väter den Kindern im Alltag. Das ist nicht ihre Schuld, auch wenn es oft und schnell behauptet wird. Es ist Teil der kulturellen Vereinbarungen zwischen Männern und Frauen. Glücklicherweise setzt sich immer stärker ein Bewusstsein durch, dass Väter sich Zeit für die Kinder nehmen. Es ist erfüllend für alle.