ein morgen

der wecker klingelt. er dreht sich noch einmal um, tastet nach seiner frau. sie ist schon weg.
aufgestanden. er hört sie in der küche rumoren. aus dem radio bröckeln witzchen und kauf, kauf, kauf, lebeumzukaufen-musik.
der wecker dreht ihn auf die andere seite und aus dem bett. kalter boden küsst seine füße. er schleicht ins bad und pinkelt ins waschbecken, so spritzt es weniger. seine frau tadelt ihn immer, wenn er im stehen pinkelt.
er spült nach und sein gesicht beginnt sich zu waschen. hände greifen nach dem rasierapparat, brummsurrend kreisend entmannt sich sein bart.

das gesicht kennt sich.

- komm jungchen, mach mal los. - hört er seinen vater sagen - du verträumst deinen tag. - musst du immer bummeln? - keift seiner mutter stimme aus dem spiegel.

da kullern die kinder aus dem kinderzimmer an der badtür vorbei richtung küche. - bummelt nicht rum - hört er sich rufen. sie kullern weiter. - träumt nicht. - beeilt euch. - ruft eine frau. - sachen liegen auf euren stühlen. die kinder kullern weiter, ein wenig schneller.

in der küche nörgelt der kaffeeistfertig, mischt sich mit „das beste im mann“-duft und einem aufmüpfigen - hey alter, wann hast du, wann willst du endlich mal wieder? - frauenkörper locken hinter seinen augen. überlegend greift er nach und schnürt sich dann doch den krawattenstoff zwischen kopf und herz-schwanz.

- bin schon weg - hört er eine frau sagen.
- ich weiß. -

kinderwut und salzige tränen platzen in seinen traum. - ich will nicht das rote tischirt anziehen, dann nimm das blaue, das will ich auch nicht, dann das neue, dasistweg,nawasdann,istmiregal,ichziehdas rote nicht an - scheppernd hüpft der kaffee über den tassenrand, schlängelt über den tisch, liebkost den toast, vereinigt sich mit dem zucker und hält kurz vor der kante.
er entdeckt das neue tischirt aus dem schrank.
- Ok?
- ja -

die aktentasche springt unter seinen arm, schnappt sich noch eine plappernde zwischenmahlzeit und den zugang zu 120 PS - beeilt euch, bis heute abend, es wird spät
– aber du wolltest doch heute endlich ...das klappen der tür zerbeißt ihre enttäuschung.

das aber - flattert hinter ihm her.
setzt sich fest.
er wischt es weg.
es klebt.

er kriegt keinen zugang, er kann nicht starten, er findet das türschloss nicht. die 120 PS sind weg, samt superverzinktem, lackiertem blech, schalensitzen, alufelgen, stereoanlage und hochglanztitten. polizei. bla, bla, ja da. wirklich. abgeschlossen. nichts aufgefallen. wohl kein glück. schönen tag noch. polizei dein freund und helfer. seiner nicht. das handy zuckt in der hosentasche. es quält.

ja ja, auto weg. wie ist cheff egal. fünf minuten. keine chance. dann zum letzten mal zu spät, viel zeit.

Ok.

der biss öffnet sich wieder, enttäuschung verbindet sich mit kaffeeduft und - aber du wolltest heute endlich ... – neben dem zuckerkaffeebach auf dem tisch liegt ein zettel. zusammengefaltet:

nehme die kinder und fahre zu mutter, kotzt mich an, langweilig, anderer mann, der mich liebt. telefon.

da fällt plötzlich etwas von ihm ab. ein lichtstrahl schlägt in seinem herzen ein. er hat das gefühl, wieder zu leben: er hört die krümel auf dem boden, schmeckt den tisch, er riecht, wie sich messer durch die luft schneiden. da steigt er auf den tisch und pinkelt in den zuckerkaffeebach. ein kleiner junge rennt um den tisch und schreit: - wenn ich groß bin, werde ich piratenkapitän. - er klettert die takelage herunter und macht klar-schiff. pfeifend durchschneidet sein krummsäbel die luft, er holt die augenklappe raus ...

... los gehen wir angeln – er hat keine ahnung, woher die angel kommt, die steht im flur.