Gebet am 12. september 2001

herr, die welt hat sich verändert,
es ist ein feuer in die welt gekommen,
mein herz zittert vor angst,
das dieses feuer auch meine kinder frißt.

herr, die welt wurde erschüttert,
von drei schlägen,
ich wage gar nicht zu lauschen,
ob der schlag auch mein haus trifft.

herr, ich bete
dass wir alle lernen mögen,
dass uns der feuerschein die augen aufreißt,
der donnerschlag die herzen öffnet,
für das leiden,
für die schmerzen,
für den tod
der menschen, der bäume, der tiere, der bauern,
dass wir die erde- und menschenfressenden
maschinenhyänen bannen können, die gold scheißen,
gold und bananen, kaffee und diamanten.

herr, ich bete,
dass sie den mut haben zu trauern,
mit den kindern, mit den frauen,
mit den krüppeln aus den alten kriegen,
das sie in ihre wunden hineinsteigen, 

herr, ich bete,
dass die krieger ihre tränen spüren,
dass die krieger ihre schmerzen spüren,
dass die krieger ihre angst spüren,
und kein weib ein rachegeheul anstimmt,

dass sie ihre kleinheit spüren,
das sie die waffen begraben
um das brot zu teilen. 

ich will doch als alter mann
unter einem blühenden baum sitzen und
die kinder der kinder meiner kinder
auf den knien schaukeln.

oh herr,
gib uns den mut und die weisheit,
lass uns in unser menschsein wachsen.

amen